Warum es so wichtig ist, sein eigenes „inneres Kind“ kennen- und lieben zu lernen

Ich nehme Dich hier mit auf eine kleine Fantasiereise, um Dir zu erklären, was es mit Deinem „inneren Kind“ auf sich hat und warum in jedem Erwachsenen eine Kinderseele steckt.

Stelle Dir vor, Du bist ein Wesen vom anderen Stern, z. B. ein Marsmännchen. Du kommst auf die Erde und hast keine Ahnung, wie das Leben hier funktioniert. Du bist überglücklich, dass Du neun Monate geborgen im Mutterleib bist, eins bist mit Deiner Mutter. Plötzlich musst Du diese sichere Behausung verlassen. Ihr seid getrennt voneinander. Du möchtest natürlich ganz nah bei ihr sein, denn sie ist diejenige, die Dir Sicherheit, Geborgenheit und Liebe gibt.
Ab jetzt ist Deine Familie Dein „Mutterleib“, und Du möchtest unbedingt dazugehören. Du verhältst Dich loyal, um angenommen zu werden, um Schutz und Liebe zu bekommen. Weil Du nicht weißt, wie die Menschen auf der Erde leben, scannst Du alles um Dich herum, Deine Eltern und andere Bezugspersonen. Du bewertest Deine Wahrnehmungen und Erfahrungen emotional und machst sie zu Deinem unbewussten „geheimen“ Plan vom Leben. So geht es die ersten sieben Jahre Deines Lebens.
Jetzt kommst Du, das Marsmännchen, in die Pubertät. Inzwischen kannst Du logisch denken, und stellst alles in Frage. Du möchtest alles anders machen als Deine Eltern. Du kommst vom WIR- ins ICH-Bewusstsein. Das ist ganz entscheidend für Deine weitere Entwicklung.
Irgendwann bist Du erwachsen und bist selbst-bewusst. Du entscheidest SELBST und BEWUSST, welche Glaubenssätze Du behältst, weil sie Dir in der Vergangenheit gedient haben und welche eher destruktiv und blockierend für Deinen weiteren Lebensweg sind.

Das „innere Kind“ in der Transaktionsanalyse

In meiner Beratung arbeite ich mit dem ICH-Zustandsmodell der Transaktionsanalyse von Eric Berne. Es ist die Idee von der Zusammensetzung einer Persönlichkeit, bestehend aus den drei Teilen (vereinfacht dargestellt) des
• Eltern-ICHs
• Erwachsenen-ICHs
• Kind-ICHs

Wir haben alle ICH-Zustände bereits in der Kindheit entwickelt und daraus unser „Lebensskript“ geschrieben. Sind wir unbewusst, denken, fühlen und handeln wir wie damals als Kind.

Ich gebe Dir ein Beispiel dafür:

Du kochst uns zum Abendessen eine leckere Gemüsesuppe. Beim Essen fragst Du mich: „Und, schmeckt es Dir?“ und ich antworte: „Ganz gut, aber für meinen Geschmack etwas zu salzig“.
Wenn Du im „verletzten“ Kind bist, antwortest Du möglicherweise: „Das ist jetzt der Dank dafür, dass ich den ganzen Abend in der Küche gestanden habe. Dann koche ich halt in Zukunft nichts mehr.“
Eine Antwort im Erwachsenen-ICH könnte sein: „Schade, dass sie Dir zu salzig ist. Das nächste Mal bin ich mit dem Salz vorsichtiger.“
Ziel der Transaktionsanalyse ist die Entlastung des „inneren Kindes“, ein Gleichgewicht in allen ICH-Zuständen.
Die Skriptanalyse vergleiche ich gerne mit dem Häuten einer Schlange – ich lege die „Haut“, die vielen Schichten der destruktiven und blockierenden Konditionierungen und Kindheitsprägungen, ab und werde somit immer klarer und bewusster. Die Transaktionsanalyse nennt man daher auch gerne „geleitetes Entdecken“.

Warum es nie zu spät für eine glückliche Kindheit ist

Was möchte Dein „inneres Kind“?

• Es möchte sich geborgen fühlen.
• Es wünscht sich, den Weg des eigenen Herzens gehen zu können.
• Es möchte geliebt werden.
• Es möchte so akzeptiert werden, wie es ist.
• Es wünscht sich Freude und spielerische Leichtigkeit.
• Es möchte seine Wünsche und Sehnsuchts-Ziele verwirklichen.
• Es möchte tanzen, singen und lachen – lebendig SEIN.

Wie kannst Du ihm das geben?

Indem Du Dich mit Deinem Kind verbindest und es annimmst, als einen Teil Deiner Persönlichkeit und Facette Deiner Seele. Du kannst als Erwachsener Verantwortung übernehmen und ihm das geben, was es so lange schmerzlich vermisst hat. Zum Beispiel die emotionale Zuwendung, die in der Kindheit gefehlt hat.

Wir merkst Du, dass Du mit Deinem „inneren Kind“ verbunden bist?

• Du bist begeisterungsfähig.
• Du bist neugierig und experimentierfreudig.
• Du gehst mit staunendem Blick durch die Welt.
• Du bist ruhig und gelassen.
• Du triffst Deine Entscheidungen intuitiv und mit Herz und Verstand.
• Du lässt Dich vom Leben berühren und zeigst echte Gefühle.
• Du bist authentisch und lässt Deine „Masken“ fallen.
• Du reagierst auf Situationen angemessen im HIER und JETZT.
• Du öffnest Dein Herz für Dich und Deine Mitmenschen.
• Du spürst Deine innere Kraft und bist in Verbindung mit Deinen Ressourcen.
• Du bist bei DIR und liebst Dich SELBST.

Alltags-Tipp: Bleib mit Deinem „inneren Kind“ bildlich in Kontakt

Ich habe ein Passfoto von der kleinen sechsjährigen Sabine in meinem Geldbeutel, auf dem sie mich ganz schüchtern anlächelt. Jedes Mal, wenn ich dieses Bild betrachte, empfinde ich eine große innige Liebe für das Kind und möchte es beschützen.

Lange Zeit hat sich die „kleine Sabine“ sehr einsam und verlassen gefühlt. Bis ich sie an die Hand genommen habe und diese innere Leere mit Liebe und Mitgefühl gefüllt habe.